GESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE

emsbruecke-geeste-dalum_41_1

Archäologische Funde

Über die Ur- und Frühgeschichte menschlichen Lebens und menschlicher Tätigkeit auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Geeste und im weiteren Emsland geben eine Anzahl von Grabungen und Funden Auskunft. Hier sind besonders die Großsteingräber aus der Steinzeit (3300 – 2500/2200 v. Chr.) auf dem Hümmling sowie Geester Bodenfunde aus der Bronzezeit, der vorrömischen Eisenzeit und der römischen Kaiserzeit (2500/2200 v. Chr. – ca. 375 n. Chr.) zu nennen.

Interessante Erkenntnisse ergaben die jüngsten Ausgrabungen im Bau-/Wohngebiet Geeste-Kottbree und im Ferienhausgebiet Emspark Auenwald: Scherben, wie sie in den Großsteingräbern auf dem Hümmling zentnerweise gefunden wurden, tauchten ebenso auf wie Standspuren nicht sehr großer, fester ebenerdiger Häuser.

 
Bereits in den 1930er Jahren war in Osterbrock ein jungsteinzeitliches Einzelgrab der Zeit zwischen 2800 und 2500/2200 v.Chr. nachgewiesen worden. Bei den aktuellen Ausgrabungen im Feriengebiet Emspark Auenwald wurden gleich drei solcher Grabanlagen geborgen. Die Verstorbenen lagen seitlich mit angezogenen Beinen und angewinkelten Armen im Grab. Man hatte ihnen Tonbecher und Feuersteinklingen als Beigabe mit ins Grab gelegt.

 

Auch aus der auf die Steinzeit folgenden Bronze- und vorrömischen Eisenzeit gibt es aus dem Raum Dalum - Geeste einzelne Fundstücke. Im Baugebiet Kottbree wurde in einer Urne als Beigabe eine kleine Bronzenadel entdeckt. Bereits in den 1950er Jahren wurde ein ausgedehnter Urnenfriedhof südöstlich von Dalum in der Flur "Dalen" entdeckt. Auf der Kottheide wurde zudem ein Bronzebeil gefunden.

 
Besonders interessant ist in Geeste die römische Kaiserzeit: Im Baugebiet Geeste-Kottbree fanden sich neben den Grundrissen der Häuser auch gebrannte Eicheln für die Schweinemast, Glasperlen und eine römische Münze des Kaisers Constantin I. Den Hauptteil der Funde stellten Scherben verschiedenster Gefäße dar, darunter mit geometrischen Mustern verzierte Schüsseln.

 

Bei den aktuellen Ausgrabungen im Ferienhausgebiet Emspark Auenwald wurden erstmals auch Brennöfen für Keramik nachgewiesen. Die Geländekuppe war offensichtlich über längere Zeit dicht bewohnt. Zu den Funden gehören grobe große Vorratsgefäße, aber auch dünnwandige Schalen und Teller.

Geschichtlicher Werdegang

Im Zuge der Christianisierung seit 780 n. Chr. finden sich erstmals auch entsprechende Ortsnamen dieser alten Siedlungen am Flusslauf der Ems in schriftlichen Dokumenten, so unter anderem Dalum (Ersterwähnung 1122 als „Dalem“, „Dalham“), Geeste (Ersterwähnung 890 als „Geczi“) und Hesepe (Ersterwähnung um 1000 als „Hasba“), später auch Bramhar (Ersterwähnung 1480 als „Braom“, „Bramhaar“) und Varloh (Ersterwähnung 1146 als „Varnla“), während Osterbrock als „Gut Geeste“ erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gegründet wird.

1.125 Jahre Geeste

In einem Abgabenregister des Klosters Werden im heutigen Essen an der Ruhr findet sich die erste Erwähnung Geestes: Das um 890 entstandene Schriftstück erwähnt die Niederbrennung Geestes durch die Normannen – und belegt damit die Existenz Geestes seit mindestens 890 nach Christus. Aus diesem Grund feierte die Gemeinde 2015 "1125 Jahre Ersterwähnung".

 

Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren die genannten, zumeist politisch selbstständigen Gemeinden kleine Dörfer mit wenigen Einwohnern. Die Bevölkerung bestand aus Bauern, Heuerleuten, Handwerkern und einigen wenigen Händlern.

Die Emslandlager 1933-1945

Zwischen 1933 und 1945 unterhielt der NS-Staat im Emsland und der Grafschaft Bentheim 15 Gefangenenlager. Als Teil des Systems von SS, Justiz und Wehrmacht waren sie alle Orte des NS-Terrors. Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein mussten die Gefangenen schwere Zwangsarbeit in der Moorkultivierung, ab Mitte 1942 in der Torf- und Rüstungsindustrie und in Bombenräumkommandos, leisten. Zwei dieser Emslandlager befanden sich auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Geeste  (Lager XI Hesepe, Lager XII Dalum).

 
In den Emslandlagern litten insgesamt etwa 80.000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene, während des Krieges zusätzlich weit mehr als 100.000 Kriegsgefangene. Mehr als 20.000 Menschen verhungerten, starben an Erschöpfung und Krankheiten, als Folge körperlicher Misshandlungen oder wurden „auf der Flucht erschossen“.

 

Vor allem durch den seit 1950 schrittweise verwirklichten „Emslandplan“, die Auswirkungen von Torfabbau, Moorkultivierung und Erdölförderung sowie die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen wurden Landschaft und Gesellschaft auch auf dem Gebiet der späteren Gemeinde Geeste tiefgreifend umgestaltet.

Geeste als Einheitsgemeinde

Bereits vor dem Gutachten zur Gebiets- und Verwaltungsreform der „Weber-Kommission“ von 1969 hatte es eigene Anstrengungen einiger Gemeinden gegeben, sich zu größeren Einheiten zu verbinden.

 
So schlossen sich am 22. Mai 1968 Groß Hesepe und Klein Hesepe zur Gemeinde „Groß Hesepe“ zusammen; am 25. Januar 1971 verbanden sich auf freiwilliger Basis Dalum, Geeste und Osterbrock zur Gemeinde „Geeste“.

 
Mit Wirkung zum 1. März 1974 gliederten sich auch Groß Hesepe, Bramhar und Varloh sowie zum 1. April 1974 Bienerfeld-Nord in die neue Gemeinde Geeste ein.

Bürgermeister

(seit 1. März 1974)

 

  • März 1974 – Okt. 1986
    Johannes Over †

 

  • Nov. 1986 – Okt. 1991
    Heinz Aepken †

 

  • Nov. 1991 – Okt. 1996
    Gerrit Meyer †

 

  • Nov. 1996 – Okt. 2001
    Heinz Aepken †

 

  1. Nov. 2001 – Okt. 2014
    Hans-Josef Leinweber (erster hauptamtl. Bürgermeister)

 

  • seit Nov. 2014
    Helmut Höke

 

Gemeindedirektor
(seit 1. März 1974)

 

  • März 1974 – Okt. 2001
    Heinrich Brinkmann

Einwohnerzahlen

Einwohnerzahlen1652/591749/50193920142023
Bramhar40-5092158172193
Dalum2583627874.2154.828
Geeste-1144071.7921.911
Groß Hesepe2393468082.3752.562
Klein Hesepe112197295792873
Osterbrock einschl. Bienerfeld-Nord--7511.6251.787
Varloh-69133200185

(Gebiet der)

Gemeinde Geeste

>6501.1803.30211.17112.339

 

 

Leseempfehlungen:

  • Martin Koers: Die Gemeinde Geeste. Eine Zeitreise in Bildern, Erfurt 2015.
  • Gemeinde Geeste (Hrsg.), Martin Koers: „Wer von uns erinnert sich nicht mehr jener langen Leidenszüge von russischen Gefangenen...“. Eine Dokumentation zu den historischen Spuren der Lager Groß Hesepe und Dalum sowie des Lagerfriedhofes (Kriegsgräberstätte Dalum), Geeste 2019.
  • Martin Koers: Die Lager Dalum und Groß Hesepe und die Kriegsgräberstätte Dalum, in: Michael Haverkamp (Hrsg.): Kulturlandschaftsmerkmale und Spuren der Industriekultur, Osnabrück ²2023, S. 106-115.